Vertrauen zu bilden, dafür (soziale, innere und äußere) Sicherheit zu gewährleisten und aufzuzeigen verringert rechtsradikale Einstellungen, Voten und Kommentare. Diese handlungsorientierte Folgerung zog der Psychologe Joachim Lodders aus seiner Untersuchung von Wirkmechanismen beim Einzelnen, einer Sichtweise mancher mit ihnen selbst als Opfer sowie damit einhergehender Anfälligkeit für autoritäre Reize. Auf seine Analyse baute in der freigeistigen Matinee am 13.10.2024 im Zentrum des Bundes für Geistesfreiheit Regensburg außerdem eine Diskussion über mögliches Engagement jedes Einzelnen für die liberale Demokratie auf.
Überschrieben war die Veranstaltung mit „Die Attraktivität des Rechtsradikalismus“. Das Augenmerk galt dementsprechend einer weltweiten Erscheinung oder anders herum gesehen einer Empfänglichkeit der menschlichen Psyche allgemein, die verschieden ausgeprägt vorliegen kann. Attraktivität wurde hierbei als eine weniger rationale, vorwiegend stimmungsmäßige oder sogar irrationale, unbegründet emotionale Kategorie herausgearbeitet, genau genommen war von mehreren Attraktivitäten die Rede. Ein besonders bedeutendes der beteiligten Gefühle ist die Lust am Ressentiment und an der Zerstörung, die jedes Argument überlagert.
Objektiv funktionieren das politische System, das Wirtschaftsleben und andere gesellschaftliche Bereiche grob gesprochen. Dennoch belasten nicht erfüllte Erwartungen viele, was durch eine Kluft zu „Erfolgsmenschen“ noch verschärft wird. Unter dem mehr oder weniger bewussten Eindruck „es“ nicht geschafft zu haben suchen sie Verantwortliche für ihren Status, übernehmen angebotene Deutungsmuster mit bösen Mächten und richten sich in einer passiven Opferrolle ein. Ein Anführer soll für sie Abhilfe schaffen.
In der Sprache der Kognitionspsychologie liegt ein Irrkreis mit negativer Wahrnehmungsverzerrung, Bestätigungsfehler und Wahrheitsillusion vor. Tendenziell bedeutet das Folgendes: Schreierische Zerrbilder passen auf jemandes Unmut, einmal darauf angesprungen sieht er umso mehr nur, was er sehen will, und die Eindrücke verfestigen sich.
Transportiert werden rüde Darstellungen, die mit ihrer Desinformation und Hetze nichts anderes als Propaganda sind, oft über die sogenannten Sozialen Medien, mit Reichweiten im Millionenbereich, Allgegenwart und laufender Aktualisierung. Aus alledem wies der Referent gestützt auf Fachwissen auch Wege heraus, für die er eine regelrechte Mitwirkungspflicht sieht. Es kommt für jeden darauf an „Selbstwirksamkeit“ zu haben. Konkret bedeutet das aktiv zu sein statt in einer Konsumhaltung zu verharren.
Verdeutlichen ließen sich unterschwellige Effekte am Beispiel des Wahlsieges der FPÖ bei der Nationalratswahl 2024. Hier können keine Prägungen in einer SED-Diktatur und keine Transformationserfahrungen Ostdeutscher als Erklärung herangezogen werden, noch nicht einmal ein Gebäudeenergiegesetz oder eine Neuausrichtung der Gasversorgung weg von Russland. Dennoch kam Angst, Wut und Hass Bedeutung zu.
Eigenverantwortung, Ideen für Partizipation und die Bereitschaft Andersdenkende zu erreichen bestimmten dagegen die Schlussrunde der Matinee. Vom T-Shirt-Aufdruck über die Stärkung eines Sozialmagazins und die Teilnahme an Demonstrationen bis hin zur Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft reichten die genannten Formen der Einbringung. Überdies kam zur Sprache eine Vorbildfunktion auszufüllen, eigene Ambivalenzen einzuräumen und Abwägungen offenzulegen.
Der Bund für Geistesfreiheit Regensburg steht mit der Veranstaltung ein für Demokratie und Rechtsstaat, welche die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte einbezieht, die wiederum essentieller Bezugspunkt für ihn ist. Darüber hinaus wird er seinem Satzungsauftrag gerecht die Bedeutung persönlicher Freiheit herauszustellen und liest er im großen Kontext seinen Humanismus mit praktischer Humanität zusammen.
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